Am Telefon meinte ich noch, dass bisher alles eigentlich zu einfach war. Es dürfte ruhig etwas abenteuerlicher werden. Bedenke, was du dir wünscht, denn es könnte gewährt werden. Denn ab hier sollte man besser Bahasa Indonesia können - und das ist bei mir nur noch rudimentärst vorhanden. Morgens, Zehn vor Sieben wurde an die Tür geklopft, das Taxi wäre da. Ich dachte in Indonesien werden Zeitangaben nicht so genau genommen und nach dem Frühstück würde ich ein Taxi kriegen. Aber das hier hatte Inge organisiert und dann funktioniert das. Ich war halb fertig mit packen, habe mir noch schnell ein Frühstückstoast machen lassen, etwas Tee runtergekippt und los gings in strömendem Regen zum südlichen Busbahnhof. Der Fahrer hat brav das Taxameter eingeschaltet. Am Busbahnhof angekommen, immer noch kippte der Himmel reichlich Wasser aus, wurde ich von einem Schlauberger in Empfang genommen der seine rudimentären Englischkenntnisse in bare Münze umsetzen wollte. Also auf diesem Busbahnhof gäbe es keinen Bus nach Bira, wo ich hinwollte. Aber ich könnte seinen Minibus chartern, 200000 nur. Da wäre auch noch ein Franzose, der wollte auch nach Bira, mit dem könnte ich mirs ja teilen. Der hatte allerdings keine Lust soviel Geld auszugeben. Und hatte einen Bus gefunden, der wohl nach Bira gehen sollte. Nein, widersprach der Schlauberger, der Bus fährt zur Insel Selayar. Hm, ein Blick auf die Karte zeigt, dass die Insel genau vor Bira liegt und von dort die Fähre geht. Ja, meint der Schlauberger, trotzdem muss man bis dorthin fahren. Er würde uns wirklich nicht anlügen und der Franzose würde das falsch verstehen. Der Busfahrer dagegen blickte nur stumm. Jeder Versuch mit ihm direkt zu reden wurde vom Schlauberger unterbrochen, der ihm wahrscheinlich mit einem Wortschwall Indonesisch großen Profit mit den Langnasen versprach, der entsprechend zu teilen wäre. Auch der Franzose konnte nur bedingt Indonesisch, hatte aber angesichts des Regens die Schnauze voll und kaufte ein Ticket für 70000 für diesen Bus. Ich hatte zwar schon meine Klamotten eingeladen, aber das erschien mir doch viel für eine Klapperkiste, der die Seitentür fehlte, die Sitze zerschlissen und schräg hingen und insgesamt reichlich eng war. Also schnappte ich mir meine Tasche, ließ den Rucksack im Bus und marschierte durch den Regen zu dem Bus, der mir am besten gefiel. Den Schlauberger natürlich wieder im Schlepptau. Wo der Bus denn hinführe, fragte ich die Busbegleit-Ticket-Dame, ich wollte nach Bira. Ja, der Bus fährt nach Selayar und ich kann natürlich in Bira raus. Derweil quakte der Schlauberger, dass der Bus auf halber Strecke umdrehen würde, weil das Wetter zu schlecht sei um mit der Fähre zu fahren und er hätte mich gewarnt und die einzig vernünftige Möglichkeit wäre sein Bus. Inzwischen schoben vier Mann den Schrotthaufen an, der langsam Fahrt aufnahm. Ich sprang schnell rein, holte den Rucksack und zurück zu dem schicken Bus ohne Schlauberger weiter zu beachten, der mir Tod und Verdammnis in diesem Bus garantierte. Die Busmutti hatte beschlossen, das ich des Indonesischen mächtig sei, schließlich konnte ich sagen, wo ich hin wollte und verstand, wieviel sie dafür haben wollte, 80000 schienen mir auch angemessen für diesen Superdeluxe Aircon Bus, und plapperte fröhlich auf mich ein. Ich verstand kein Wort aber aus ihren Gesten war klar zu sehen, das sie den Schlauberger für einen ausgemachten Halunken hielt, er hatte wohl von ihr 30000 Komission für diesen hervorragenden Kunden gefordert.
Dafür saß ich nun in einem superbequemen Bus mit lauter ruhigen freundlichen Leuten. Keiner "Hello Mister"te mich. Die Busmutti platzierte mich fürsorglich direkt unter der Aircon und ich fror schön in meinen durchgeregneten Klamotten. Mein Nachbar stellte sich als Polizist vor, viel Konversation konnten wir nicht machen, aber bei einem Stopp hat er mein Essen bezahlt und darüberhinaus eine große Tüte Chips nebst Wasser für mich besorgt.
Die Reiseführer geben dir für Asien immer eine "beste" Reisezeit an. Das ist normalerweise die Trockenzeit und bisher bin ich diesen Empfehlungen gefolgt. Das bedeutet, dass ich in den fast zwei Jahren, die ich alles zusammen genommen in Asien war, meist durchgehend Sonnenschein hatte, die Landschaft oft ausgedörrt war und die Temperaturen heiss. Hier habe ich zum ersten Mal tatsächlich realisiert, dass das Gegengewicht dazu die Regenzeit ist und dass es sehr ausdauernd regnet und regnen muss, damit diese Reisfelder und großen Fischteiche, an denen wir vorbei kamen, überhaupt existieren können. Die Blechdächer sind so rostig, die Holzschindeln so ausgewaschen, weil es vier fünf Monate täglich darauf schüttet. Ich denke, ich werde diese Erkenntnis auf dem Weg in den Norden Sulawesis weiter vertiefen können.
In Bira bin ich im Guesthouse oben auf dem Hügel untergekommen. Mit einer tollen Aussicht über die Bucht, die ich als den einsamsten Strand von Asien kenne, die mittlerweile aber komplett zugebaut ist. Drei Schweizer teilen sich mit mir das Guesthouse, sonst ist nix los. Im passabelsten Restaurant, bei Eric, treffen sich die handvoll Touristen. Es gibt einen bayerischen Stammtisch, Karohemden und mürrisch verschlossener Gesichtsausdruck, viele Bierflaschen auf dem Tisch. Die Jungs passen eindeutig nach Oberbayern ins Wirtshaus, wirken leicht surreal hier. Einige Schiffseigner, die hier bauen lassen mit großen Laptops.
Die Schiffsbauer schaue ich mir am nächsten Tag an. Das ist der Hauptgrund warum ich hier bin. Außerdem habe ich eine Tauchbasis entdeckt, am Sonntag geht es nochmal unter Wasser. Der Inhaber hört auf den schönen Namen Elvis Mielke. Sein Briefing ist deutsch präzise.
Den langen Sandstrand gibt es noch und weil es recht stürmisch ist, kann man sich schön von den Wellen schaukeln lassen. Im Guesthouse gibt es einen Billardtisch. Es lässt sich aushalten hier.
Die Schiffsbauerei zeige ich lieber in Fotos.
Nachtrag: Tauchen war schick, ganz schön tief gings, 28 Meter und einen Riffhai haben wir gesehen.
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