Mittwoch, 30. März 2011

Durch den Spiegel

Maria, aus Berlin und interessante Gesprächspartnerin hat mir "Das Ende ist mein Anfang" überlassen. Karo, Hälfte des Paars aus Essen, las "Fliegen ohne Flügel"; Terzani ist nicht die schlechteste Pflichtlektüre für Asienreisende. Und so steht man mit ihm wieder vor der Frage, wo ist es denn, das richtige Asien? Ubud mit seinem Original- Crocs Laden, diesen urst hässlichen Gummilatschen, die vor allem in millionenfacher billiger PVC-Kopie die Leute und optisch die ganze Welt vergiften? Mit seinem ökologischen Cafe mit der amerikanischen "we care for the community" Attitüde, in dem sich angejahrte New Yorkerinnen auf den Spuren von Julia Roberts-Esoschnulzen wie überkandidelte Girlies gebärden? Die dummdreisten "Hello Brother"-Beachboys von Gili Air? Oder ist das alles das neue Asien? Nein, nicht in Indonesien, hier sind das allenfalls einige Pickel auf einer alten sonnengegerbten Haut. Der Weg durch den Spiegel führt in den Flughafen von Denpasar.
Dort hinkommen muss man allerdings erst einmal. Wir waren nur wenige Leute im Shuttlebus von Ubud und folgerichtig übergab unser Fahrer uns einfach an irgendeiner Kreuzung einem Kollegen um sich den Weg zu sparen. Der hatte den Bus voller Chinesen, die er in einem Luxushotel in Kuta abzuliefern hatte. Wow, ich wusste wirklich, warum ich immer einen großen Bogen um Kuta gemacht habe. Knallrot sonnengebrannte Teenies aus aller Herren Länder quetschen sich durch enge Straßen voller Verkehr und glauben ans Surferleben während ihnen die Dollars aus der Tasche schmelzen. Die Chinesen dagegen schnalzten mit der Zunge als sie entdeckten, dass das Hotel kantonesische Küche offerierte.
Wir hatten eine Amerikanerin an Bord die nach Legian wollte. Da die Zeit bis zu den Flügen langsam knapp wurde, schmiss sie der Fahrer raus und erklärte ihr, dass sie sowieso viel besser mit einem Taxi dort hinkäme. Dann surfte er mit uns durch die stehende Welle des Verkehrschaos zum Flughafen. Mein verbliebener Mitstreiter wollte nach Singapur und blieb damit auf der Touristenseite des Spiegels, hier mit "International Flights" beschriftet, wo die erholungssuchenden Milchkühe angeliefert, in 200000 Rupie-Taxis gepackt, zu den diversen Melkstationen gekarrt werden und am Schluss rundherum frisch, ge-Spat und mit Eindrücken vollgestopft sicher wieder nach Hause geflogen werden.
Ich dagegen spazierte durch die Glastür "Domestic Flights" und hier spätestens fängt Indonesien ohne Dämpfung und ohne Schleier an. Das heisst, natürlich tragen die meisten Frauen in der vollgestopften Abflughalle einen. Und die Männer ausladende Schnurrbärte, junge Knaben Soldatenuniform oder coole Sonnenbrillen, man ist beladen mit mindestens drei großen verklebten Pappkartons als Handgepäck, hat diversen Nachwuchs dabei und allen gemeinsam ist eine unendliche Gelassenheit. Die braucht man angesichts der gerade mal zwei Gates durch die der gesamte Inlandsflugverkehr abgewickelt wird. Es gibt eine Abflugtafel, die dir nichts nutzt, da sie so voll ist mit verspäteten Flügen, dass unten kein Platz ist für die aktuellen oder gerade aufgerufenen. Das Telefon zum Lautsprecher geben sich abwechselnd die Angestellten von Merpati, Garuda, Lion Air und was weiss ich wem in die Hand. Pass besser genau auf bei den indonesischen Ansagen, denn die englischen verstehst du nicht. Alle Stühle sind besetzt, auf der Fläche vor den Gates sitzen die Leute wartend auf dem Boden oder ballen sich zu Schlangen zusammen, wenn mal wieder einer der vielen Flüge nach Surabaya oder Jakarta aufgerufen wird. Westerner gibt es kaum und alle außer mir scheinen prima Indonesisch zu können.
Deswegen tigerte ich auch als Einziger etwas nervös durch die Gegend und 20 Minuten nachdem ich hätte in der Luft sein sollen, fragte ich einmal nach, was denn so wäre mit dem Flug nach Ujung Pandang. Oh, das müssen wir erst recherchieren und der junge Mann brüllte ein wenig in sein Funkgerät und hackte auf einen Laptop ein. Darüber vergaß er mich dann wieder denn andere Flüge waren abzufertigen. Also versuchte ich es etwas später bei einer Lion Air Dame und erhielt ein lapidares "Two hours delayed". Na, das ist doch mal ne Auskunft. Nach einiger Zeit erschien jetzt tatsächlich mein Flug auf dem Bildschirm, sich den Platz teilend mit einem anderen verspäteten Flug indem sie abwechselnd aufblinkten. Es blieb bei den zwei Stunden, das Gate erwies sich als einfache Treppe auf das Flugfeld hinunter und in der warmen Abendluft konnte ich mir in der langen Reihe von Fliegern meinen aussuchen und die Gangway hinaufklettern. Drinnen stellte sich heraus, dass ich komfortabel auf den Sitz bei den Notausgängen gebucht war und eine Stewardess, so süß als wäre sie kandiert, erklärte mir, was ich im Notfall mit der Tür zu tun hätte.
Weißer Mann, was sorgst du dich, es funktioniert doch alles großartig.

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