Dienstag, 26. Juli 2011

Von Fischen und Drachen

Da sitze ich auf der Terrasse des Treehouse über dem Hafen von Labuan Bajo, einem staubigen Fischernest an der Westküste von Flores. Der überschüssige Reststickstoff spukt nach drei Tagen Tauchen im Blut, die Bedienungen lächeln nett, liefern aber einen erbärmlichen Service. Hergekommen bin auf einem tuckernden Fischerboot, zum Touristenfang umgebaut. Von Lomboks Ostküste entlang Sumbawas mit Stops bei den berühmten Drachen Komodos und Rincas und an einigen einsamen Stränden. Nimm achtzehn Leute verschiedener Nationen und steck sie zusammen auf ein kleines Boot mit Matratzenlager an Deck und du bekommst ein Blutbad oder eine prima Truppe, letzteres passierte auf diesem Trip. Angezickt hat sich höchstens mal das Pärchen auf Hochzeitsreise. Sonst gabs Lagerfeueratmosphäre mit Beatlesliedern zur Ukulele, Planschen im Wasserfall, Volleyball im seichten Wasser, Schnorcheln, simples leckeres Essen, das wir schön gemeinschaftlich bei leichtem Seegang an die Fische weiterverfütterten und entpannt trödeliges Decksleben. Die Komodowarane lagen brav und faul gleich bei den Rangerhütten herum und man hätte sich die Wanderungen über die ausgetrockneten Inseln auch sparen können. Die urzeitlichen Freunde haben eine etwas perfide Jagdmethode um auch größere Tiere bis hin zum Wasserbüffel zu erjagen: Sie beißen einmal zu und ihr von der letzten Fleischmahlzeit mit Bakterien und Keimen versetzter Speichel sorgt für Infektionen an denen das Opfer langsam zu Grunde geht. Über mehrere Tage folgt der Waran mit seinem guten Geruchssinn um sich letztlich den Bauch vollzuschlagen. Sie sind für Wechselwarme recht verfressen und futtern sich einmal im Monat bis fast zum eigenen Körpergewicht voll. Sonst gibt es hier kleine Flugechsen, die, einmal vom Guide gefangen, gnadenlos von Touri zu Touri weitergereicht und fotografiert werden.
Die besondere Lage des Seegebietes des Komodonationalparks macht es zu einem Unterwasserparadies. Im Süden der fünftausend Meter tiefe indische Ozean, im Norden die tausendfünfhundert Meter tiefe Floressee und dazwischen die mit höchstens zweihundert Meter Wassertiefe recht flache Inselwelt, durch deren Kanäle die Gezeiten das kalte und nahrungsreiche Wasser drücken. Das resultiert in starken und tückischen Strömungen, manchmal dreht es das Boot fast auf der Stelle, aber mit dem planktonreichen Wasser kommen die Mantas, ernähren sich die vielen kleinen Rifffische und von ihnen die größeren. Jeder, der hier taucht, zählt es zu den besten Tauchgebieten. Und vielleicht wird es hier die letzten Korallenriffe geben, wenn sie überall sonst vom Klimawandel platt gemacht wurden, weil sie so effizient vom indischen Ozean gekühlt werden.
Allerdings sollte man gute Diveguides haben, die die Gegend kennen. Wir tauchen einmal im Strömungsschatten eines Felsens, an den Rändern sieht an die Fische zitternd und aufrecht in der Strömung stehen, das heisst, hier gehts rapide abwärts. Wird man davon erfasst, geht es erstmal sechzig Meter runter und man ist schnell hundert Kilometer weiter und muss froh sein, wenn man es an die Gestade einer drachenbewohnten Insel schafft. Bei einem anderen Tauchgang zwischen zwei nahen Inseln wurden wir gleich nach dem Reinhüpfen von der Strömung erfasst und mussten uns hart paddelnd ans Riff heranwursteln um etwas Schutz zu bekommen. Man hängt dann zum Ausruhen wie Superman an einem Felsen und sieht zu, dass es einem nicht die Maske vom Gesicht drückt. Fünf Knoten zeigte das GPS des Bootes später. Dafür ist das Korallen- und Fischleben hier absolut überwältigend. Die Stars sind die Mantas, wir haben an jedem Tag welche gesehen, die einzeln oder in kleinen Gruppen an uns vorbeiflatterten. Toll auch, wie unterschiedlich die verschiedenen Divesites sind, es gibt Wände, Abhänge, Korallengärten und Riffe, Geröllebenen mit bizarrem Kleinzeug. Kein Wunder, dass hierher viele reiche Leute an Bord luxuriöser Liveabords kommen. Dafür bauen die Bootsbauer in Sulawesi die traditionellen Boote mit schöner Teak- und Mahagoniausstattung und sägen die letzten Wälder ab.

1 Kommentar:

Vietnam ? Vietnam ! hat gesagt…

Hallo Fred, aah, nach dem anstrengendem Indientrip nun das süsse Leben am und im Meer geniessen!Recht hast Du und ich wünsche Dir, dass die schlechten Nachrichten aus Deutschland sich wieder in bessere wandeln mögen. Voller Neid lese ich deine Tauchererzählung. Ja, Flores ist zu Recht berühmt,ich darf mich zwar Padi-DM schimpfen, aber bei diesen heimtückischen Srömungen, bin ich mir doch nach jahrelanger Taucherabstinenz (ja, zu teuer, wenn man selber zahlen muss ;-( )unsicher, ob ich das wagen würde...aber Mantas zu sehen, muss toll sein! (war mir nie vergönnt). Schöne Erholung und tolle Tauchgänge noch! Möge die Reise (nach China?)noch lange weitergehen...LG aus Afrika. Rob