Wieder eine lange Zugfahrt, diesmal haben wir leider einen Fernseher an Bord, der mit voller Lautstärke indonesischen Pop, verstehen sie Spaß Filmchen mit künstlichem Gelächter und Bollywood ins Abteil plärrt. Die Landschaft vor dem Fenster bleibt aber schön wie eh und je.
Die paar Tage in Yogya waren geruhsam, neben dem Besichtigungsprogramm von Borobodur und Sultanspalast bin ich viel herumspaziert und habe mich unterhalten. Gestern zum Beispiel mit einem kulturpessimistischen Javaner, der die javanische Kultur im Niedergang sieht. In der Stadt sowieso, aber auch draußen in den Dörfern, wo er herkommt. Zum einen Fernsehen und Handys aber auch einen rigoroseren Islam macht er verantwortlich, dass das Selbstverständnis der Javaner schwindet. Eine Kultur, die auf Konfliktvermeidung, Harmonie mit der Natur und in der Gesellschaft und dem Respekt gegenüber Älteren fusst. Er war kein Freund der Kopftücher, mag den arabischen Einfluss nicht. Der Islam verlangte nur beten, beten aber was bringt das für die Gemeinschaft? Dort kenne kaum noch jemand die alten Geschichten, die Jüngeren könnten die javanische Sprache mit ihren feinen Abstufungen, je nach dem zu wem man spricht, nicht mehr und entsprechend egalisierter ginge es zu.
Dazu passt, dass in ganz Yogya, diesem selbsterklärten Zentrum der Batikkultur kaum einmal ein traditioneller handgebatikter Sarong zu finden ist. Diese sind natürlich teuer, da ein gutes Stück die Arbeit von mehreren Wochen brauchen kann. Da ziehen die Indonesier natürlich die billige gedruckte Meterware vor. Und den Touristen kann man die prima als handgemacht verkaufen, wenn der Vergleich fehlt. Selbst im Laden des Kratons, des Sultanspalastes, kann man nur Printbatik kaufen, obwohl man hier sehr schöne Traditionelle Stoffe aus der Sammlung des Sultans bewundern kann. Wenn sie kaum noch gekauft wird, wie lange wird es dann dauern, bis die Muster und Techniken traditioneller Batik vergessen sind? Leider habe ich zu spät erfahren, wo es noch Dörfer gibt, in denen traditionell und sogar mit den herkömmlichen pflanzlichen Farben gearbeitet wird, um sie mir anzusehen.
Immerhin konnte ich trotz Fotografierverbots einige Bilder von der Batiksammlung des Sultans machen, der Wächter hatte nichts dagegen. Leider wurde er später abgelöst und der nächste setzte das Verbot wieder durch. Ansonsten ist der Kraton eine schöne Anlage an Pavillions und Höfen in einem Zuckerbäcker-Jugendstil. Noch das Beeindruckendste sind die alten würdevollen Palastwächter in traditionellem Gewand und mit Kris im Gürtel. Und das Restaurant, das die Speisekarte des Hofes in schönem Ambiente anbietet.
Etwas weiter im Süden liegt der Birdmarket, Vögel vor die Häuser zu hängen ist hier weit verbreitet. Teilweise bekommen sie hübsche Bambuskäfige und wirken sehr gepflegt, aber natürlich gibt es auch die dreckigen Käfige, die mit Tieren vollgestopft sind. Einen Schlangenhändler gibt es, der einen beindruckend dicken Python hat und dir auch eine kleine Kobra verkauft.
Auf dem Weg dorthin gibt es große Batikgalerien, die vor allem für Busladungstouristen gedacht sind. Hier kann man im Hinterhof einige Frauen sehen, die die Arbeit vorführen. Mit Füllern ähnlichen Geräten werden die Linien mit Wachs gezeichnet, dann der nicht abgedeckte Teil des Stoffs in großen Bottichen gefärbt, später das Wachs herausgekocht und neu aufgetragen um den nächsten Färbeschritt einzuleiten. Ein sehr aufwändiges Verfahren, leider produzieren sie vor allem die unsägliche Batikkunst; Bilder, quietschbunt mit offensichtlicher Orientierung an dem, was sie für westlichen Kunstgeschmack halten. Grausamer Kitsch im Ergebnis.
Leider hat es Abends immer geschüttet, so dass ich mich gar nicht auf die Suche nach Wayang - Schattenspielvorführungen gemacht habe. Der Ausflug früh morgens zum Borobodur, dem buddhistischen Monument mit endlosen Bildergalerien und steilen Treppen bis zur oberen Ebene der Erleuchtung war im Morgennebel recht beschaulich bis wenig später unendliche Mengen von Schulklassen den Berg stürmten und vor allem sich selbst und als Sehenswürdigkeit dazu die westlichen Touristen fotografierten.
Auf dem Weg dorthin kam man durch Dörfer, die vom Ausbruch des Merapis ende letzten Jahres zerstört waren. Eine dicke schwarze Ascheschicht, durch die sich der Fluss ein neues Bett gegraben hatte und dicke Gesteinsbrocken lagen über den kaputten Häusern. Weiter oben auf dem Berg muss es noch viel schlimmer aussehen.
Mit einem Restaurantbesitzer habe ich mich unterhalten und endlich jemanden gefunden, der mir die Zutaten für Rendang Sapi erklären konnte. Mal schauen, ob ich sie zu Hause finden kann.
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