Die indische Botschaft in Jakarta hatte eine unschöne Überraschung für mich: "no Sir, we only give two month visa here". Auch wenn ich in Deutschland sechs Monate bekomme, auch wenn das vom Beantragungsdatum aus gezählt ist, ich effektiv also anderthalb Monate habe. Na super. Geplant hatte ich, schön lange und gemütlich in Indien zu bleiben und nicht mehr durch kurze Visa zum Countryhopping gezwungen zu sein. Nun werde ich mir etwas anderes überlegen müssen. Trotzdem ist der Flug gebucht, es geht nach Delhi.
Mit einem langen und langweiligen Zwischenstop in Kuala Lumpur.
Es ist Abend bei der Ankunft in Delhi. Die Einreiseabwicklung geht flott, draußen finde ich schnell zur neuen U-Bahn. Die ist mal schick und sauber. Da kann die berliner nicht mithalten. Und in zwanzig Minuten ist man in der Stadt. So gut ist kein anderer Flughafen bisher angebunden. Die Bahnhöfe auch schön sauber, Spucken ist verboten und kostet zweihundert Rupies Strafe - gut drei Euro, da könnte man schon mal...
Die Fahrkarten sind kleine elektronische Plastikmünzen und jeder wird auf Bomben geröntg. Hinaus nimmt erst allmählich der Staub zu, dann wird es wärmer und fängt an zu müffeln. Und dann, wham bam, thank you mam, ist da Indien, dreckig und staubig, dunkel, von gelben Natriumdampflampen beleuchtet, die trockene Tageshitze ist noch zu spüren. Rickshaw-Wallahs stürzen sich auf dich, Bettlerinnen hängen sich an dich, große heilige Kühe traben vorbei und scheißen. Du hockst oben auf einer wackeligen Rickshaw, balancierst Rucksack und Tasche und vor dir stemmt sich ein kleines Männchen in die Pedale, dass die Kette krachend springt. Du wirst ihn am Ende dafür fürstlich entlohnen, denn am Anfang zahlt man immer viel zu viel. Hoch auf eine Brücke über Gleise, hinunter den Neonreklamen von Paradganj entgegen. Ein Gewirr von Gassen, sehr dreckig, gefüllt mit Leuten und diversesten Kleinstunternehmen, Schneider, Schuhputzer, Bettler, Heilige, Verkäufer von allem und jedem. Dazu Mopeds, Lastkarren, Motor- und Menschenrikshaws, Kühe, Hunde, sogar einen Mungo sehe ich mitten in der Stadt.
Ich verziehe mich schnell in mein vorher gebuchtes Hotel, das einigermaßen sauber und okay ist. So ein wenig werde ich zum Akklimatiseren brauchen, andererseits ist die Intensität hier fast berauschend.
Den nächsten Morgen streife ich durch die Nachbarschaft, geschlafen habe ich wie ein Stein unter einem brummenden Ventilator. Die Temperaturn lassen sich eigentlich ganz gut aushalten. Vierzig Grad Tageshöchsttemperatur lesen sich etwas wild, fühlen sich aber gar nicht so schlimm an.
Dann fahre ich eine Station zum Connaught Place, eigentlich eine gepflegte Gegend jetzt aber durch wilde Bauerei zerklüftet. Man hat Gefallen am U-Bahnbau gefunden und so kann sich plötzlich vor einem in der Straße ein Abgrund auftun. Baustellensicherung? Ja pass halt auf!
Mein Handy hat inzwischen den Geist komplett aufgegeben, daher bringe ich mich hier günstig auf den neuesten Stand der Technik und kaufe so eine heute übliche Bratpfanne von Smartphone. Weiter geht die Shoppingtour um Karten von den nördlichen Landesteilen zu besorgen. Viel taugen sie nicht, Abenteuer sind vorprogrammiert.
Fehlt noch das Transportmittel. Es ist Nachmittag, als ich nach Paradganj zurück komme. Ein Laden bietet klassische Motorräder an, das heisst, er ist mit Enfields vollgestopft. Diesem Anachronismus des Motorradbaus, seit die Inder den Engländern in den fünziger Jahren die ganze Fabrik abkauften und seither dieses Motorrad mehr oder weniger unverändert bauen. Gut, in jüngster Zeit gab es Neuerungen, die Kontaktzündung wurde durch eine elektronische ersetzt, da lässt sich nicht mehr mit dem Zündzeitpunkt fummeln, bis dieser herrliche, jede Zylinderexplosion einzeln hörbar machende Enfieldsound herauskommt. Bei den neuesten Modellen gibt sogar Einspritzung (die kann nur keiner reparieren) und eine Scheibenbremse vorne. Wow! Bisher war vorne eine Trommelbremse und die bremste nicht. Ja, natürlich weiss man, dass der grösste Teil der Bremswirkung vorne erzeugt wird und man packt dort eine funktionierende Bremse hin - aber hier ist Indien. Ich habe es versucht, neue Beläge, neue Bremszüge, akkurat eingestellt - sie bremst nicht. Nicht schlecht, nicht ein wenig, einfach gar nicht. Nun also eine Scheibenbremse, wenn ich dem Motorradverkäufer glauben darf, haben es die Ingenieure geschafft, dieser die genau gleiche Wirkung wie der Vorgängerin zu verpassen.
Da ich jetzt nur so kurz bleiben kann, hatte ich an Mieten gedacht, aber für den Preis von drei Wochenmieten kann ich das Ding auch kaufen und ich wollte sie doch wenigstens fünf bis sechs Wochen haben. Wir werden uns über eine Dreihundertfünfziger einig, die zwar die alte Zündung hat, ansonsten aber ganz gut renoviert aussieht. Dazu machen wir einen Deal, dass er sie mit einem angemessenen Preisabschlag zurückkaufen wird, wenn nichts dran kaputt gegangen ist. Bis Sonntag soll er sie mir fertig gemacht haben, Gepäckträger, neue Bremsbeläge, neue Kupplung, Ölpumpe checken, denn die ruiniert gerne mal die ganze Fuhre. Einen Übermaßkolben hat er schon früher eingesetzt. Schauen wir mal, wie sie dann dasteht.
Auf dem Rückweg zum Hotel verlaufe ich mich im Gassengewirr und komme schließlich von der anderen Seite wieder zu meinem Hotel. Hier könnte man Orientierungsübungen machen. Nun bin ich recht erledigt von meinem Wandertag.
Mit einem langen und langweiligen Zwischenstop in Kuala Lumpur.
Es ist Abend bei der Ankunft in Delhi. Die Einreiseabwicklung geht flott, draußen finde ich schnell zur neuen U-Bahn. Die ist mal schick und sauber. Da kann die berliner nicht mithalten. Und in zwanzig Minuten ist man in der Stadt. So gut ist kein anderer Flughafen bisher angebunden. Die Bahnhöfe auch schön sauber, Spucken ist verboten und kostet zweihundert Rupies Strafe - gut drei Euro, da könnte man schon mal...
Die Fahrkarten sind kleine elektronische Plastikmünzen und jeder wird auf Bomben geröntg. Hinaus nimmt erst allmählich der Staub zu, dann wird es wärmer und fängt an zu müffeln. Und dann, wham bam, thank you mam, ist da Indien, dreckig und staubig, dunkel, von gelben Natriumdampflampen beleuchtet, die trockene Tageshitze ist noch zu spüren. Rickshaw-Wallahs stürzen sich auf dich, Bettlerinnen hängen sich an dich, große heilige Kühe traben vorbei und scheißen. Du hockst oben auf einer wackeligen Rickshaw, balancierst Rucksack und Tasche und vor dir stemmt sich ein kleines Männchen in die Pedale, dass die Kette krachend springt. Du wirst ihn am Ende dafür fürstlich entlohnen, denn am Anfang zahlt man immer viel zu viel. Hoch auf eine Brücke über Gleise, hinunter den Neonreklamen von Paradganj entgegen. Ein Gewirr von Gassen, sehr dreckig, gefüllt mit Leuten und diversesten Kleinstunternehmen, Schneider, Schuhputzer, Bettler, Heilige, Verkäufer von allem und jedem. Dazu Mopeds, Lastkarren, Motor- und Menschenrikshaws, Kühe, Hunde, sogar einen Mungo sehe ich mitten in der Stadt.
Ich verziehe mich schnell in mein vorher gebuchtes Hotel, das einigermaßen sauber und okay ist. So ein wenig werde ich zum Akklimatiseren brauchen, andererseits ist die Intensität hier fast berauschend.
Den nächsten Morgen streife ich durch die Nachbarschaft, geschlafen habe ich wie ein Stein unter einem brummenden Ventilator. Die Temperaturn lassen sich eigentlich ganz gut aushalten. Vierzig Grad Tageshöchsttemperatur lesen sich etwas wild, fühlen sich aber gar nicht so schlimm an.
Dann fahre ich eine Station zum Connaught Place, eigentlich eine gepflegte Gegend jetzt aber durch wilde Bauerei zerklüftet. Man hat Gefallen am U-Bahnbau gefunden und so kann sich plötzlich vor einem in der Straße ein Abgrund auftun. Baustellensicherung? Ja pass halt auf!
Mein Handy hat inzwischen den Geist komplett aufgegeben, daher bringe ich mich hier günstig auf den neuesten Stand der Technik und kaufe so eine heute übliche Bratpfanne von Smartphone. Weiter geht die Shoppingtour um Karten von den nördlichen Landesteilen zu besorgen. Viel taugen sie nicht, Abenteuer sind vorprogrammiert.
Fehlt noch das Transportmittel. Es ist Nachmittag, als ich nach Paradganj zurück komme. Ein Laden bietet klassische Motorräder an, das heisst, er ist mit Enfields vollgestopft. Diesem Anachronismus des Motorradbaus, seit die Inder den Engländern in den fünziger Jahren die ganze Fabrik abkauften und seither dieses Motorrad mehr oder weniger unverändert bauen. Gut, in jüngster Zeit gab es Neuerungen, die Kontaktzündung wurde durch eine elektronische ersetzt, da lässt sich nicht mehr mit dem Zündzeitpunkt fummeln, bis dieser herrliche, jede Zylinderexplosion einzeln hörbar machende Enfieldsound herauskommt. Bei den neuesten Modellen gibt sogar Einspritzung (die kann nur keiner reparieren) und eine Scheibenbremse vorne. Wow! Bisher war vorne eine Trommelbremse und die bremste nicht. Ja, natürlich weiss man, dass der grösste Teil der Bremswirkung vorne erzeugt wird und man packt dort eine funktionierende Bremse hin - aber hier ist Indien. Ich habe es versucht, neue Beläge, neue Bremszüge, akkurat eingestellt - sie bremst nicht. Nicht schlecht, nicht ein wenig, einfach gar nicht. Nun also eine Scheibenbremse, wenn ich dem Motorradverkäufer glauben darf, haben es die Ingenieure geschafft, dieser die genau gleiche Wirkung wie der Vorgängerin zu verpassen.
Da ich jetzt nur so kurz bleiben kann, hatte ich an Mieten gedacht, aber für den Preis von drei Wochenmieten kann ich das Ding auch kaufen und ich wollte sie doch wenigstens fünf bis sechs Wochen haben. Wir werden uns über eine Dreihundertfünfziger einig, die zwar die alte Zündung hat, ansonsten aber ganz gut renoviert aussieht. Dazu machen wir einen Deal, dass er sie mit einem angemessenen Preisabschlag zurückkaufen wird, wenn nichts dran kaputt gegangen ist. Bis Sonntag soll er sie mir fertig gemacht haben, Gepäckträger, neue Bremsbeläge, neue Kupplung, Ölpumpe checken, denn die ruiniert gerne mal die ganze Fuhre. Einen Übermaßkolben hat er schon früher eingesetzt. Schauen wir mal, wie sie dann dasteht.
Auf dem Rückweg zum Hotel verlaufe ich mich im Gassengewirr und komme schließlich von der anderen Seite wieder zu meinem Hotel. Hier könnte man Orientierungsübungen machen. Nun bin ich recht erledigt von meinem Wandertag.
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