Es gibt wohl in der Nähe, also acht Stunden über buckelige Straßen hin und zurück, megalithische Steinfiguren. Allerdings fühle ich mich nicht so gut, leicht erkältet und mein Kreuz tut mir auch noch weh. Also beschließe ich, weiter zu fahren. Die Hauptstraße ist ja in vergleichsweise gutem Zustand. Das heisst, bei uns wäre sie wahrscheinlich wegen Unbefahrbarkeit gesperrt. Das schönste hier in Sulawesi ist die Landschaft und die ersten zwei Stunden in einem komfortablen Minibus zeigen das. Die Gegend ist dicht bewaldet und bergig. Dazwischen gibt es Flusstäler, Kinder planschen im Wasser, Erwachsene waschen das Moped darin. Während jedes Dorf eine große Kirche mit Wellblechdach hat, sehe ich kaum eine Moschee. Die werden erst wieder an der Küste dominanter. Die Häuschen sind bunt bemalt und haben Gärten.
An einer Kreuzung etwas südlich von Poso steige ich aus weil ich nach Ampana will, dort geht das Boot zu den Togian Islands. Eigentlich sollten Busse von Poso kommen an der Küste entlang fahren. Es kommt aber kein passender und so hocke ich und warte. Die anderen Leute, die in diesem kleinen Dorf herumsitzen, geben unterschiedliche Auskünfte, irgendwann Nachmittags vielleicht. Naja, um Elf bin ich hier angekommen. Ich stelle den Rucksack am Straßenrand ab und gehe in einen kleinen Warung um ein Süppchen zu essen. Derweil versuchen tatsächlich zwei Kerle auf einem Moped sich meines Rucksacks zu bemächtigen. Zum Glück werden sie von den ehrlichen Leuten gehindert. Ich werde wohl nicht ohne Grund immer wieder gewarnt, hier aufzupassen.
Es ist Nachmittag geworden, damit ich endlich weg komme, rufen die Leute um mich herum jetzt bei jedem Privatwagen "Ampana Ampana" und tatsächlich hält einer an, der mich mitnimmt. Die Besatzung besteht aus 5 Halbstarken, alle tätowiert und laut und krawallig unterwegs. Die Neigung der Indonesier zu krakeelen wenns lustig sein soll, geht mir eh auf den Geist, aber hier kann ich nur gute Mine machen, um weiter zu kommen. Der Fahrer ist der lauteste, stellt sich mit John Rambo vor, die anderen haben auch irgendwelche Fantasienamen. Natürlich gehts in Höllentempo los, Anschnallgurte sind was für Mädchen und sonstige Sicherheitsausstattung sparen sich die Hersteller für den asiatischen Markt sowieso.
An einer zwielichtigen Hütte halten wir um Fusel in Plastiktüten einzukaufen. Die stark geschminkte Dame bietet wohl noch weitere Dienste an und ich hoffe bloss, dass wir nicht zu lange auf unseren Driver warten müssen. Den Sprit wird der Typ vorne links, der Boss der Bande und Besitzer des Wagens, nach und nach in den Fahrer kippen. Immerhin haben sie schon mal gehört, dass in Deutschland der Driver nicht trinken darf, schütteln aber nur den Kopf über derart exotische Sitten. Zu Indo-Pop wird laut mitgesungen, bei Bon Jovi und Brian Adams gehen sie richtig ab. Mädchen wird im Vorbeifahren "I love you" hinterhergeschrien, Kühe zu indonesischen Tigern erklärt und ab jetzt bei jeder Kuh laut "Tiger Tiger" gebrüllt. Indonesischer Humor halt. Irgendwann ist der Fahrer so rabendicht, dass er lallt und der Boss entscheidet, dass er eine Pause braucht. Es kann nur sonst keiner fahren. Also werde ich gefragt, ob ich fahren kann. Nun ja, als ich das erste mal ein Auto im Linksverkehr bewegt habe, brauchte ich keine 150 Meter um beim Vorbeifahren ein stehendes Auto zu schrammen. Seitdem habe ich nur noch Zweiräder auf der verkehrten Seite benutzt.
Im einsetzenden Regen kurve ich also nun fröhlich die Küstenstraße entlang. Hauptsache hupen und auf die Schlaglöcher achten. Die Jungs finden meinen Fahrstil zu zurückhaltend und meinen, ich soll ruhig volle Kante durch die Schlaglöcher statt immer zu bremsen. Na, schön, könnt ihr haben. Etwas später habe ich die Abdeckung des Rücklichts demontiert. Nach einer etwas unterschätzten Kurve durch die ich schön drifte und als ich beim Überholen eines Lasters, der mir wirklich verdammt wenig Platz gelassen hat, den Außenspiegel angeklappt habe, bestimmt der Boss, dass jetzt wieder ihr Fahrer ran könnte. Der kriegt noch etwas mehr Blindmacher zu trinken, reckt die Faust aus dem Fenster, brüllt "Amerika Amerika" und dengelt los. Nach einer weiteren Stunde mit Schmuserock und viel Gebrüll, ein Warung hat uns den Kaffeeverkauf verweigert, der Boss wollte zwei Jungs auf einem Moped wegen ich weiss nicht was verhauen und wir haben eine Unfallstelle passiert an der ein halbes Dorf ein Autowrack den Abhang hochzog, kommen wir nach Ampana. Die Jungs liefern mich in einem brauchbaren Hotel ab, wir werden über den Fahrpreis einig, versichern uns ewiger Bruderschaft und haben auf beiden Seiten was zu erzählen. Ich inspiziere den Außenspiegel, aber der hat gar keinen Kratzer, der Boss, die Susi, hat den aus Angst eingeklappt.
Ampana it ein verschlafenes Küstennest. Das Boot fährt erst übermorgen, es hat sich herausgestellt, dass Freitags einfach nicht genug Muslime unterwegs sind. Ich werde den Tag vertrödeln und meinen Schnupfen kurieren.
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