Dienstag, 22. März 2011

Über und unter Wasser

Eine Woche bin ich jetzt schon hier und man kann prima die Zeit vergessen. Wenn es wahr ist, dass es diese morphogenetischen Felder gibt, dich also die Haltung der Leute in deiner Umgebung beeinflusst, dann ist Gili Air der beste Platz um überhaupt nix mehr auf die Reihe zu kriegen, denn das ist eine Insel voller extrem entspannter Faulpelze. Rosa, meine Vermieterin, kann ein Lied davon singen. Sie ist Französin, hat auf Ibizza als Masseurin ihr Geld verdient und davon hier ein kleines Guesthouse eröffnet. Nur drei Zimmer, aber sehr schnuckelig und sauber mit Freiluftbad und Bambusterrasse. Sie weiss nie, ob ihr Staff vorbeikommt, oder wieder verschwindet und irgendwas von dem macht, was sie ihnen aufträgt.  Handwerker arbeiten für 14 Tage, dann werden sie zum ersten Mal bezahlt und kommen einfach nicht mehr wieder, weil sich mit dem Geld erst mal eine Weile gut leben lässt. Sie sitzt dann auf einem Haufen Bambus, der mittlerweile gammelig geworden ist und demnächst ein schönes Feuerchen ergibt.
Die Tauchlehrerin erzählt ganz ähnliche Geschichten, von vier Leuten, die auf der Tauchbasis arbeiten sollten, ist gestern einfach mal niemand aufgetaucht. Eine Frau als Chefin wird sowieso schon mal nicht akzeptiert und weder mit Geschrei noch Strafmaßnahmen kommst du weiter. Rosa meinte, sie hätte der Köchin und Saubermachfrau mal angedroht, ihr das wieder vom Lohn abzuziehen, was sie verbaselt hat. Die zuckte nur fatalistisch mit den Schultern und meinte, okay, ziehs mir halt ab. Wenn man hier nur Urlaub macht, ist es allerdings großartig, alle sind extrem lieb und quatschen gerne.
Nur deswegen ist Gili Air auch noch so relaxt. Gili Trawangan hat sich zu einem großen Touristenrummel ausgewachsen mit alleine 16 oder 17 Tauchschulen und Parties all over the place. Vielleicht fahr ich mal rüber und mache einen drauf, aber alleine ist das auch nicht so lustig.
Heute nachmittag werde ich wieder tauchen gehen. Ein schönes neues Hobby und ein prima Weg um Geld zu verbrennen. Wobei die zum Glück in Dollar bezahlt werden und der Umtauschkurs einfach super ist.
Wenn die Diveinstructortante im Umgang echt etwas komisch ist (Schwaben halt), war sie als Lehrerin und unter Wasser prima. Halt ganz exakt und nach Vorschrift. Auch wenn ich schon viel geschnorchelt bin, bin ich nicht gerade der begnadete Schwimmer und von daher hätte ich mir die ganze Angelegenheit in der Praxis schwerer vorgestellt.
Die Theorie ist viel ganz normale Physik und wenn man schon mal, wie ich als Kind, ein paar Bücher übers Tauchen gelesen hat, nichts weltbewegend Neues. Viel Sicherheitskram und Listen, welche 5 Punkte muss man an der Ausrüstung checken, welche Dinge vor dem Abtauchen tunund so weiter.
Aber auch die praktischen Übungen sind leichter als gedacht. Atemregler aus dem Mund nehmen, immer schön weiter blubbern damit man bei Tiefenänderungen nicht plötzlich bei angehaltenem Atem zuviel Druck auf die Lunge bekommt, den Atemregler vom Buddy nehmen, wieder zurück. Das ist echt gar nicht schwer. Maske fluten, abnehmen, wieder aufsetzen, ausblasen. Man muss nur ruhig bleiben, einen Schritt nach dem anderen machen. Lieber noch einen Atemzug mehr nehmen und abwarten, bis man die Maske auspustet, zum Beispiel. Das spannendste ist die Tarierungskontrolle. Grob balanciert man seine Lage unter Wasser mit den Bleigewichten und dem aufbalsbaren Jacket aus aber die Feinjustierung macht man über die Atmung. Hat man etwas mehr Luft in der Lunge geht es hoch, atmet man aus, gehts runter. Damit kann man sich schon mal über einen Korallenblock heben und dahinter wieder runtersinken lassen. Das Schwierige ist, dass man die Korrekturen schon vorher einleiten muss, bevor eine Tendenz (hoch oder runter) zu stark geworden ist.
Einzig meine Ohren brauchen einige Zeit bis ich den Druckausgleich komplett hingekriegt habe. Da muss ich meistens ein paar Meter wieder rauf und dann wieder runter bis alles geknackt hat und frei ist.
Sehr geil ist auch das ganze Viechzeug hier. Du kommst dir echt vor, als würdest du in ein Riesenaquarium geschmissen. Meeresschildkröten und die schicken giftigen Rotfeuerfische zu sehen, ist fast schon ein Standard. Und natürlich jede Menge niedliches buntes Kleinzeug.

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