Onkel Joe hat uns vorgewarnt. Am nächsten Morgen ist chinesisches Neujahr und neben Opfergaben gibt es auch Feuerwerk. Wir verzichten also am Abend darauf mit der deutschen Kolonie eine Flasche Thaiwhisky niederzumachen und stehen morgens um 6 Uhr auf. Ein schön gedeckter Tisch für die Götter steht vor dem Resort, mit gebratenen Vögeln, Schweineschwarte, Blümchen und Getränken. Die Götter sind mäßig und mögen auch keinen Thaiwhisky. Ist ja auch noch früh am Morgen. Dann bringen seine Frau und die Angestellten Opfergaben zum kerzenbeleuchteten Ahnenhäuschen oben auf dem Hügel. Auch der Geist des unbekannten Toten der vor Jahren angeschwemmt wurde, bekommt etwas an seine Palme gestellt. Onkel Joe, den sein überstandener Herzinfarkt nicht mehr viel herumlaufen lässt, erzählt, dass zu Zeiten der Bootsflüchtlinge aus Vietnam rund 50 Tote an diesem Strand angeschwemmt wurden. Reichlich Geister hier. Und wie Onkel Joe sagt "I never saw one, but I believe in them", macht man sie sich besser gewogen.
Das kommende Jahr ist das Jahr des Hasen und dies und die dazugehörigen Zahlenkonstellationen scheinen nicht besonders günstig, wie ich Onkel Joe verstehe. Ich nehme an, er ist, wie fast alle erfolgreichen Leute in Asien, chinesischer Abstammung. Die Ahnenverehrung ist zentral im chinesischen Glauben und so geht es auch heute zuerst darum, dass jeder den kleinen Püppchen im Ahnenschrein seine Aufwartung macht, sich dann den sonstigen Göttern und Kräften widmet, Räucherstäbchen verbrennt und betet. Erst die nächsten Tage sind Verwandtenbesuchen und dem gemeinsamen Feiern gewidmet. Zum Schluss werden einige Ketten Kracher angezündet und symbolisches Geld verbrannt.
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