Früh aufstehen, packen, im Shambara ist ein Zimmer frei geworden, dem einzigen ruhigen und hübschen alten Holzhaus-Hotel in Banglampoo. Drei Nächte schlafen in der Disko sind genug, dafür gibts jetzt wieder Moskitos. Ich hatte mich bei der Zimmerbesichtigung darüber gefreut, dass es schön nach hinten raus war, bis abends die Disse hinten raus loslegte.
Auf zur indischen Botschaft, ich will das Visum klar haben für die Zeit nach Indonesien. Bangkok ist riesig und unsortiert - es gibt zwei Wege durchzukommen: man kauft sich einen sehr guten Stadtplan und versucht durchzufinden, ohne als ausgetrocknetes Skelett unter einer Brücke zu enden oder man nimmt eines der bonbonfarbenen Taxis und hofft, dass der Fahrer eine Ahnung von der Gegend hat, in die man will. Bei einer halben Stunde Taxifahrt für 2,50 € finde ich die Entscheidung einfach, auch wenn das hier natürlich viel Geld ist. In der indischen Botschaft angekommen, erklären sie mir, dass das alles nicht so einfach geht, den Visumsantrag muss man im Internet ausfüllen und ausdrucken, außerdem beträgt die Bearbeitungszeit minimum fünf Tage und nicht einen wie auf der Website angegeben und die Bangkoker Botschaft gibt nur Dreimonatsvisen aus und außerdem sollten zwischen Ausstellung und Einreise nur 14 Tage liegen. Ich will sechs Monate und fliege in drei Tagen und bleibe zunächst zwei Monate in Indonesien. Internet habe ich jetzt unmittelbar auch nicht. Na super, dann werde ich das Visum in Jakarta besorgen müssen. Darum wäre ich gerne herum gekommen.
Im Shoppingcenter nebenan trinke ich einen teuren Kaffee um deren Internetanschluss benutzen zu dürfen. Ich recherchiere die Fallstricke der indischen Botschaft in Jakarta, einen originalen Kontoauszug wollen sie dort unter anderem haben. Dabei stoße ich auf einen Hinweis, dass man für Indonesien nicht nur das einmonatige Visum on entry, das man dann recht mühsam verlängern kann (man muss unter anderem Bürgen in Indonesien stellen) bekommt, sondern bei der Botschaft auch ein Zweimonatsvisum beantragen kann. Bearbeitungszeit 3 Tage, das könnte gerade so hinhauen. Die indonesische Botschaft schließt allerdings um 12 Uhr und es ist 11.15 Uhr. Kurzentschlossen ins nächste Taxi gehüpft, den Verkehr verflucht und zwanzig Minuten später bei der Botschaft angekommen. Der Bearbeiter klärt mich auf, was mir fehlt: eine Kopie vom Reisepass und ein Rückflugticket. Das hatte ich noch nicht gebucht, weil ich nicht wusste, ob es mit der Visumsverlängerung klappen würde und von wo ich fliegen würde. Den Antrag darf ich hier auf Papier ausfüllen und die Hürde, dass sie nur Dollars akzeptieren kann ich auch nehmen.
11.45 Uhr mittlerweile. Wo kann man hier kopieren? Wo gibt es Internet? Ist es okay, wenn ich den Flug jetzt gleich buche? Ja, geht, wenn ich bis 12.00 Uhr wieder da bin. 15 Minuten, Zeit läuft, fühlt sich an wie einer dieser dämlichen Actionfilme.
Etwas die Straße runter ist ein kleiner Fotoladen mit Kopierer und Internet. Ich renne über die Straße, werde angehupt weil ich die Fußgängerbrücke oben rüber übersehen habe. Im Fotoladen sind alle Internetplätze belegt, ich könnts nebenan bei Mc Donalds versuchen. Dort warten, bis ich rankomme, nein Internet haben sie nicht. In die Verbindungen die finde, kann ich mich nicht einwählen. Also zurück zum Fotoladen, dort ist jetzt ein Platz frei. Meinen Pass kopieren sie mir, während ich versuche Air Asia aufzurufen. Allerdings ächzt die alte Windowsgurke unter diversen riesigen Fotoordnern in ihrem Arbeitsspeicher. Die Uhr tickt.
Wahllos nehme ich einen Flug Anfang Mai nach Delhi, gucke gar nicht auf die Abflugszeit, merke erst später, dass ich in Kualar Lumpur umsteigen muss. Ziemlich günstig ist er trotzdem. Tippe meine Daten ein, verzichte darauf, mir einen Sitzplatz auszusuchen, kostet eh nur extra bei Air Asia. Kreditkartendaten mit leichter Gänsehaut hinterher, die werden ja wohl keinen Keylogger haben hier. Dann habe ich die Flugbestätigung. Können sie mir das bitte noch ausdrucken. Ja, nur die erste Seite, die Geschäftsbedingungen sind mir gerade wurscht. 30 Baht, bitte danke, keine Quittung. Schlag Zwölf komme ich aus dem Laden, hoch die Überführung, das Knie jubelt, Zwischenspurt zur Botschaft, das Gittertor ist auf, die Tür ins Gebäude auch noch. Drinnen kein Mensch mehr, aber der Schalterbeamte guckt mir leicht genervt entgegen. Ich präsentiere stolz meinen Flug, Pass, Bilder, Kopien, Dollars - jetzt schnell noch zwei Seiten Formular ausfüllen, Passnummer, Ausstellungs- und Enddaten, Geburtsort, Adressen Wohnen und Arbeiten. Adresse Bürgen in Indonesien. Ich gucke ihn entsetzt an, er winkt ab, ich soll unterschreiben und nebenan zahlen. Zwanzig nach Zwölf, ich bin fertig, der Schalterbeamte ist schon verschwunden, die Kassiererin nimmt huldvoll meinen Dank für die Geduld entgegen. Mittwoch Nachmittag zwischen 16 und 18 Uhr soll ich den Pass abholen.
Mission accomplished.
Zur Belohnung ist 50 Meter weiter ein Shoppingcenter mit fünf Fußballfeldern übereinander voll Elektronik. Hier gibt es alles, was irgendwie Strom verbraucht um Vergnügen zu erzeugen, Computer, Handys, Kameras. Und passende Batterien, Zubehöre, Befüllungen. Sämtliche Computerprogramme der Welt, hier bitte für 150 Baht inklusive thailändischer Installationsanleitung. Die neuesten Hollywoodschinken, Klassiker, abwegige Fernsehserien? Hier bitte schön und wenns nicht da ist, kommen sie bitte in 15 Minuten wieder, dann liegt es frisch gebrannt, bedruckt und mit Cover bereit. DVDs kaufe ich um Fotos zu brennen und ein kleiner Lautsprecherwürfel, der erstaunlich gut klingt, kommt mit.
Jetzt kann ich auch im Shambara Disko machen.
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