Donnerstag, 24. Februar 2011

die letzten Tage

So, da sitze ich an meinem kleinen viktorianischen Tischchen auf der Terrasse über dem Teich und schaue auf die Cottages gegenüber. Wir sind am Rande des Doi Inthanon Schutzgebietes im Norden Thailands, einem Paradies für Birdwatcher und genau für dieses Publikum ist die Anlage gebaut; leicht angejahrter bis recht verfallener englischer Landhausstil mit Park. Sehr hübsch. Keine Besucher weit und breit. Wir haben den ganzen Laden im schönen warmen Sonnenuntergangslicht für uns.
Mal rekonstruieren: In Bangkok waren wir auf einem riesigen Wochenendmarkt im Norden. Bestimmt nicht viel kleiner als die Frankfurter Messe, die ich gerade verpasse. Es sitzen auch dieselben gelangweilten kleinen Asiatinnen in den Läden wie dort in den Import-Hallen. Von Hippie-Pluderhosen über täglichen Bedarf bis zu diverser neckischer und furchtbar süßer Hundeausstattung gibts dort alles. Den fluffigen Fiffie zum knuddeln gibts auch dazu. Sah man früher in ganz Asien Hunde nur in der Form tollwütiger räudiger Abfallvernichter so macht sich mittlerweile in thailändischen Haushalten auch die Liebhabvariante breit. Nervt der Wauwau irgendwann, gibts Gulasch?
Dem Shoppingrausch kann man sich nur schwer entziehen, ein paar indische Kamellederschuhe, ein neckisches Hütchen und eine Higginsgedächtnishose (der von Magnum) bereichern jetzt meine Travellerdandyausstattung.
So neu ausgerüstet gings nach Pak Chong, nördlicher Ausgangspunkt für den Kao Yai Nationalpark. Das staatliche Bussystem ist beeindruckend, alleine für Fahrten in nordöstlicher Richtung gab es bestimmt hundert Schalter, jeder für eine Buslinie und mit einer staatlichen Buslinienangestellten besetzt. Auf der Fahrt gibts Cola und Snacks und eine Stewardess. Eine lieblose Unterkunft fand sich, die gleichzeitig auch die Standardtour in den Park anbot. Thailand besteht inzwischen aus fertig zubereiteten Touren, vorfabrizierten Abenteuern und Instant-Erlebnissen für den 3-Wochenurlauber. Just add Thai-Baht und sie werden serviert. In diesem Fall umfasste das Angebot am Abend Fledermaushöhle, am nächsten Tag Transfer in den Park, Betrachtung eines Aussichtspunktes, Wanderung 2 Std, Mittagessen, die Ausstellung im Visitorcenter mit ausgestopftem menschenfressendem Tiger, Besichtigung Wasserfall, Fahrt zum höchsten Punkt des Parks ob der Aussicht und abschließend Betrachtung der Elefanten an der Salzlecke.
Sagen wir so: schön, wirklich schön war der Spaziergang durch den Dschungel, unser Guide war von der ruhigen langsamen Sorte und entdeckte durchaus das eine oder andere Viechzeug. Die Fotos der Nashornvögel bezeugen es. Der arme Skorpion wird wahrscheinlich alle halbe Stunde von einem anderen Guide aus seinem Loch gestochert. Das sonstige Programm bestand fast durchgehend darin, auf der Ladefläche des Pick-ups durch den Park gekarrt zu werden. Die Fahrt zum höchsten Punkt war lang und ging eigentlich durchgehend durch Nebel, nicht verwunderlich also, dass der Aussichtspunkt nicht viel hergab. Stand aber auf dem Programm, musste abgehandelt werden. Leider verbrauchte es so viel Zeit, dass der Fahrer auf der Fahrt zu den Elefanten irgendwann abrupt kehrt machte, da man nach so und soviel Uhr nicht mehr im Süden des Parks sein darf. Und weil er auch sonst keinen Bock mehr hatte, gings direktemang heimwärts. Den schicken Wasserfall (er hat wohl in "The Beach" mitgespielt) kenne ich noch von vor 18 Jahren als willkommene Abkühlung und Mutprobe zum runterhüpfen. Inzwischen ist hier Schwimmen verboten. Damals war ich tagelang alleine durch den Park gewandert, jetzt kostet jeder Tag 400 Baht Eintritt und die Guides halten die paar Pfade, die es gibt, geheim.
Schön der Nachtmarkt. Das Essen in Thailand und die Freundlichkeit der Leute entschädigt sowieso für jede anderweitige Enttäuschung. Ob man allerdings Frösche zum Essen unbedingt halb gehäutet und noch lebend präsentieren muss?
Auf dem Weg nach Norden Stopover in Ayutthaya, mit einem gemieteten Roller ein paar Tempelruinen erkundet. Man hätte sich auch auf dem Elefanten zwischen ihnen herumtragen lassen können. Kostet aber zuviel. Stattdessen werden wir von ein paar Thai-Hipstern mit einem Polaroidbild von uns beschenkt. Einer hatte eine Polaroidkamera, diesen neusten Schrei des 80s-Revival aus Japan mitgebracht. Den Buddhas fehlt durchgehend der Kopf und der rechte Arm, geklaut. Aber warum immer der rechte?
Der Nachtzug nach Norden ist gut klimatisiert, also saukalt. Zum Glück stellen die Staatsbahnen Decken zur Verfügung. Eine sehr junge und niedliche Stewardess bringt Getränke und Abendessen (wehe, du sitzt nicht auf deiner Platznummer, dann kriegt jemand anderes dein Essen), danach rollt sie sich unter ihrer Decke und mit einem rosa Teddy der fast so groß ist wie sie auf der Fläche eines Küchentisches zusammen. Morgens wird sie einen riesigen Haufen Decken einsammeln und sich anschließend auf dem Bahnsteig mit einem Wai für die Fahrt bedanken. Derweil wird der Zug schon für die nächste Fahrt geschrubbt. Deutsche Bahn, liest du das?
Chiang Mai hat den Package-Tour-Tourismus perfektioniert. Du kannst dich an Seilen durch den Dschungel hangeln, Wildwasserfahrten machen, unberührte Bergbewohnerdörfer besichtigen, inklusive Elefantenreiten und Bamboorafting, Touren starten jeden Tag; Koch-, Silberschmiede, Massage- oder Yogakurse machen oder dich innerhalb eines Tages zum Mahout ausbilden lassen. Letzteres erscheint wie die alte Tom Sawyer Nummer: wasch mir den Elefanten und bezahl mich noch dafür. Achja, und es ist alles eco, environmentally friendly und energetisch irgendwie voll gut. Ein Kochkurs kostet für einen dreiviertel Tag umgerechnet ca. 3 thailändische Tageslöhne. Der Rest ist teurer.
Alles, was den New Yorker hippen Villagebewohner glücklich macht, inkl. fetter Kuchen amerikanischen Stils. Sehr lecker übrigens auch die Eiskaffees aus richtig gutem Kaffee. Wir haben dann lieber Wats (Tempel) besichtigt von denen es viele und teilweise sehr schöne und alte gibt. Weiters diverse Märkte abgeklappert, Thaimassage genossen (staatlich zertifiziert) und wie immer gut gegessen. Leider zickt mein Knie zu sehr für längere Wandertouren. Deswegen nur die jetzige kleine Tour in den Nationalpark.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hey higgie-baby,

sag mal, welche temperaturen hast du da eigentlich? hier in berlin ging es nochmal fies einige grad unter null und wir sind uns alle einig, das muss ein ende haben....und dann ist endlich frühhhhhhhhhhhling, ist jetzt schon deutlich länger hell.

ja, ja, ich weiß, du kannst darüber nur schmunzeln, aber hier zählt jedes grad celsius.

beste grüße
meister lee

Fred hat gesagt…

Nuja, wir sind ja hier im Norden in der Nähe der Berge. Also nachts ist es schon kalt, d.h. man wird sich irgendwann gegen morgen doch noch eine Decke über das dünne Tuch ziehen. Tags merkt man schon den Anfang der heißen Zeit hier. Da bewegt man sich lieber im Schneckentempo und macht Siesta wie eigentlich alle Thai.
Ich werde wohl Laos und Kambodscha auslassen und direkt nach Indonesien gehen - da kriege ich noch Regenzeit ab. Terry freut sich schon aufs Berliner Wetter (Originalzitat: Oh nee, son Scheiß)